Eigentlich müssten hier die Beschreibungen des Grenzübertrittes stehen.
Und eigentlich gehört dieser Beitrag nicht zu Guinea.
Bin nämlich noch immer im Senegal.
Und ehrlich gesagt etwas ernüchtert.
Die näxten Tage waren Grenzerfahrungen (nettes Wortspiel) für mich. Tja Abenteuer sind in der Realität noch mal was anderes als in der Reiseplanung.
Ich denke wenn ich zurück bin werden das nette Anektoten. Im Moment ist mir nicht zum Lachen zu Mute.
Sind dann immer die guten Erfahrungen mit den netten Menschen die's erträglich machen.
Und Weisheiten; you know Africa is different, stay cool. You have the time, we don't need such strenuous things....
Nimm den Joint und trink ne Cola, morgen ist auch noch ein Tag. Na ja, vielleicht lern ich's noch:).
Freitag 27.10. Grenzübertritt Guinea, Versuch 1 (Segou)
Nach mehreren Nachfragen in der Westafrikagruppe und im Wüstenschiff Forum ob die Grenze Segou ohne Allrad möglich ist bekam ich folgende Info, die Locals haben auch keinen Allrad.
Im Netz stand dann, dass es sich um einen wichtigen Grenzübergang handelt, na dann kann ja nix schief gehen. Mohammed der Manager meiner Herberge begleitete mich, sollte sich als sehr sinnvoll erweisen.
Die Anfahrt zur Grenze waren 42 KM Piste, etwas seltsam für so einen „wichtigen“ Grenzübergang. Hat aber Spaß gemacht. Sorry, ich weiß, Klima und so. Hab bisher Motorsport auch bescheuert gefunden. Red's mir schön damit, dass ich nicht fliege. Hier gibt’s bewegte Bilder dazu.
Bei der Ausreise Senegal erfahren dass mein Carnet de Passages nicht hier sondern beim Zoll in Kedougou gestempelt wird. Also wieder 42 KM zurück. Nachdem ich den gefunden hab läuft dass dann so ab. Beamter 1 ruft Beamten 2 an, der bringt mich dann zu Beamten 3 der mich zu Beamten 4 führt. Der will dann ganz selbstsicher die falsche Seite stempeln. Nachdem ich ihm dann ganz genau seine Arbeit erklärt hab bekomm ich meine korrekten Zollpapiere fürs Auto. Wieder die ganze Piste zurück. Der senegalesische Grenzbeamte stempelt dann gratis den Pass aus. Wusste dass das nix kostet, beton ich weil's noch anders kommen sollte.
Dann frohgemut Richtung Guinea. Der erste Teil war easy und ich war bester Dinge.
Und dann war Schluss, trotz Hilfe von mindestens 10 Menschen. Also tatkräftig (mit schieben) aber hauptsächlich Tipps, und da waren sie sich offensichtlich nicht einig. Knapp 40° und Riesen Geschrei auf Wolof.
Auch hier nochmal mit bewegten Bildern.
An alle Klugscheißer, nur Allradfahrzeuge (komplett verbeult) mit Vorhut die immer wieder den Weg checkten kamen hoch. Haben auch immer wieder gestoppt und Stein als Keil hinter die Räder gelegt bevors weiter ging.
Ganz dicke kam's aber als ich zurück fahren wollte. Musste leider feststellen dass das Getriebe kaputt war. Also auf der steilen Piste zurückrollen lassen.
Mohammed hat dann einen Mechaniker gerufen und das Auto an der „breitesten“ Stelle abgestellt. Unglaublich aber links von mir sind LKW's vorbeigefahren.
In der Zwischenzeit für Mitzi einen Schattenplatz gesucht.
Und Ich versuchte die Aussicht zu genießen.
Nach 2 Stunden kamen 2 Jungs mit ihrem Motorrad und werkelten 2 Stunden rum. Als ich sah, dass in ihrem Werkzeugkasten gerade mal 4 Schraubenschlüssel, 2 Schraubendreher und ein Hammer war hab ich ihnen angeboten meinen (vollausgestatteten) zu benutzen. Haben Sie abgelehnt.
Brauchten dann noch einen Übersetzer weil die Jungs nicht Wolof sprachen, letztendlich die Gänge mit Schnüren fixiert. Funktionierte bis zur Werkstatt (das fünfte mal heute die Piste gefahren). Nachdem sie zig Selfis mit sich, mir und Mitzi machten fragte ich sie ob ich auch eins von uns machen kann.
In der Werkstatt angekommen dachte ich zuerst ich bin auf einem Schrottplatz, wurden aber wirklich Autos repariert.
Der Chef zeigte mir so eine Art Hülse in der die Gänge geführt werden die ausgeschlagen war. Natürlich gab's keinen Ersatzteil, aber er wird was basteln. Nach 3 Stunden und 2 Probefahrten funktionierte es endlich. Er meinte es hält die näxten 6 Monate und ich soll's in Deutschland tauschen. Bin skeptisch, die Schaltung ist extrem schwerfällig aber hab eh keine andere Wahl. Dann wollte er er einen unverschämt hohen Preis da er checkte, dass ich in einer Notlage bin. Ich hatte für heute die Schnauze voll und sagte ihm er kann 50 € haben oder ich fahr, er soll ruhig die Polizei rufen. Passte dann und ich fuhr erledigt in meine Hütte.
Denn Abend verbrachte ich dann in Mohammeds klimatisierter Hütte. Musste für die zusätzliche Nacht nix zahlen und es wurde noch ganz nett. Dabei planten wir meinen näxten Versuch nach Guinea zu reisen und ich beschloss den Grenzübergang Kalifourou zu nehmen.
Leider gibt’s noch mehr Probleme mit der Karre. Dass es durch die Belastung wieder schwarz qualmt macht mir noch die wenigsten Sorgen. Ist bei 80% der Autos hier so. Blöderweise funktionieren die Bremsen nicht mehr optimal und die Lenkung hat großes Spiel. Was noch seltsam ist, hab mir vor Abfahrt das Lenkrad markiert wenn die Räder geradeaus stehen, ist jetzt um ca 7 cm nach links verschoben. Da muss einiges gemacht werden, aber erstens will ich einfach durch Guinea durch und in Sierra Leone wird englisch gesprochen was es um einiges leichter macht.
Samstag 28.10. Grenzübertritt Guinea, Versuch 2 (Kalifourou)
Den ganzen Nationalpark zurück. Dass die Wildwechselschilder Sinn machen sah ich nachdem eine tote Gazelle auf der Straße lag, Stress bekam ich aber als ich einem riesigen Rindvieh das plötzlich mitten auf der Straße stand grad noch ausweichen konnte. 450 KM nonstop durchgefahren weil ich die Grenze unbedingt heute noch schaffen wollte.
Dann kam natürlich gerade heute die erste wirklich nervige Polizeikontrolle. Der Typ wollte unbedingt was finden. Da alle Papier in Ordnung waren und er nach gründlicher Kontrolle des Autos nix gefunden hat verlangte er den Impfpass von mir und Mitzi. Zuerst beanstandete er mein Gelbfieberimpfung und meinte die sei nicht mehr gültig, hab ihm geduldig erklärt, dass die bis 2025 gilt. Lächerlich wurde es als er beanstandete, dass in Mitzis Impfpass kein Foto ist. Hab ihm erklärt dass sie einen Chip hat und ihm die Nummer im Impfpass gezeigt. Dann wollte er sehen wieviel Bargeld ich hab, 4.000 CFA waren ihm zu wenig also zeigte ich ihm meine Kreditkarten. Als er die haben wollte verweigerte ich ihm sie zu geben. Er begann mich anzubrüllen Und da ich schon eine knappe Stunde in der prallen Sonne stand hatte ich die Schnauze voll, starte und fuhr einfach los. Da er kein Fahrzeug hatte blies er nur wie verrückt in seine Trillerpfeife. Keine Ahnung ob das noch Konsequenzen hat, war mir egal.
Um 14 Uhr dann endlich an der Grenze, die hatte aber bis 15 Uhr zu. Nachdem sie endlich um halb 4 öffnete hatte ich zuerst Stress beim Zoll weil das Carnet gestern schon gestempelt wurde. Dauerte ewig ihm zu erklären, dass ich gestern nicht ausreisen konnte (Straße, Autopanne).
Richtig scheisse wurde es aber beim Versuch auszureisen. Zuerst wollte er 5.000 CFA für den Stempel. Ich sagte ihm, dass ich weiß, dass das nix kostet worauf er richtig unangenehm wurde und zu brüllen begann. Hatte echt schon genug angebrüllt zu werden und brüllte zurück. War ein Fehler, jetzt begann er zu drohen und legte seine Hand an die Waffe. Also ihm Geld geben wollen, aber er wollte auch mein Guinea Visa sehen und meinte, dass das nicht gültig ist. Nach 1,5 Stunden Diskussion aufgegeben und Mohammed angerufen. Der sagte mir ich soll nach Tambacounda fahren (nochmal 180 KM) er kennt den Polizeikommandanten dort.
Also nach Tambacounda, als ob der Tag nicht schon beschissen genug war sah ich schwarze Rauchwolken vor mir. Musste durch einen Waldbrand fahren und hatte Minutenlang keine Sicht.
Kurz vor Einbruch der Dunkelheit angekommen und mich zu einer Tanke gestellt um die Nummer die mir Mohammed für einen Schlafplatz gegeben hat anzurufen. Bei zig Versuchen hat niemand abgehoben. In der Zwischenzeit ein Rudel extrem aufdringlichen Kinder die Geld wollen und sich nicht abschütteln lassen. Da sie immer wieder gegen das Auto klopften und Mitzi am durchdrehen war, ausgestiegen und den Berserker gespielt (nicht meine Lieblingsrolle). Weiß nicht wie oft sich das Spiel wiederholt hat bis ich endlich Mohammed erreicht hab und der mir einen anderen Schlafplatz vermittelt hat. Ein junger Soldat der in einer Kaserne wohnt. Außerdem gab er mir die Nummer von Commander Dieng, dem Polizeikomandanten von Tambacounda.
Sonntag 29.10. Tag 3
Da am Sonntag keine offiziellen Stellen erreichbar sind erledige ich einige Dinge. Das Auto ist innen extrem verdreckt weil ich auch die Pisten mit offenem Fenster gefahren bin, also Autoreinigung angesagt. Bin nach 2 Minuten komplett durchgeschwitzt aber nach 2 Stunden sah's wieder passabel aus. Dann anstrengendes Schaulaufen. Der Familie, Freunden, Nachbarn und dem Boss vorgestellt. Normalerweise okay für mich, heute keinen Nerv dafür. Dann nochmal CFA eingewechselt und Internet organisiert. Dann endlich der angenehmste Teil des Tages. Da ich ja gestern während des Spiel's unterwegs war (das erste mal auf dieser Reise nicht live dabei) Spielberichte gelesen und die Zusammenfassung angesehen.
Am Abend kommt Commander Dieng und ich zeig ihm die E-Mail von der Guinea Visastelle in der ausdrücklich steht, dass mein Antrag genehmigt ist und ich das e-Visa bei der Guinea Grenze vorzeigen soll. Nützt nur nix wenn mich die Senegalseite nicht ausreisen lässt. Er verspricht mir mich morgen um 9 Uhr abzuholen und mit mir zum Chef der Grenzkontrolle in Tambacounda zu fahren um alles zu klären.
Montag 30.10. Tag 4
In der Nacht gab es heftige Regengüsse, das erste mal seit ich in Afrika bin. Am Morgen ist die Luft sehr angenehm aber um 8 Uhr hat's wieder über 30°, soll in den näxten Tagen um die 40° bekommen. Häng hier in der heißesten Region Senegals fest. Steh früh auf um mit Mitzi eine Runde zu drehen weil sich Commander Dieng für 9 Uhr angekündigt hat. Vom nahe gelegenen Exerzierplatz gibt’s laute Kommandos und viel Gebrüll. So froh ich anfangs war in einer Kaserne sicher untergebracht zu sein wird mir wieder bewusst, wie bescheuert (und widerlich) ich Militär finde. Mein Gastgeber der mich gestern noch überall als seinen Freund vorgestellt hat fragt mich mittlerweile für jeden Scheiss um Geld. Da Monatsende ist hatte ich kein Problem Wasser Brot und Eier zu bezahlen (zu überhöhten Preisen). Auch Bier auszugeben war kein Problem für mich, obwohl wieder mal die Scheinheiligkeit, bin ja in einem muslimischen Land, deutlich wurde. Als er mich heute fragte ob ich ihm die Autoreinigung zahlen kann hab ich ihm die Bremse gegeben. Mal schauen wie das noch wird, es ist Mittag und von Commander Dieng nix zu sehen. Da es richtig heiß wird die näxten Tage hab ich auch keinen Bock zur Grenze zu fahren bevor alles geklärt ist nur um wieder zurückgeschickt zu werden. Und ich werd sicher nicht irgendwo in der prallen Sonne stehen. Hab vor das hier auszusitzen.
Hab schon Zweifel ob Commander Dieng wirklich der Oberbulle hier ist, kam dann aber um 13 Uhr mit seiner Protzuniform in seiner Luxuskarre und wir fuhren ins Büro der Grenzpolizei. Dann begann das Spiel das ich bereits kannte. Beamter 1 ruft Beamten 2 an der mich zu Beamten 3 bringt...
Nach ½ Stunde telefonieren, mein Visum ist okay und der Austrittsstempel gratis. Mal schauen.
Morgen dann Versuch 3, wenn ihr länger nix hört ist das hoffentlich ein gutes Zeichen und ich bin in Guinea. Wenn die Karre nicht unterwegs verreckt bin ich in einer Woche in Sierra Leone und dann gibt’s weitere Infos und hoffentlich wieder einen richtigen Reisebericht mit Fotos.
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